Das Baudezernat der Stadt Cottbus arbeitete seit 2005 an der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes. Für den Zeitraum bis 2020 waren jeweils Teilkonzepte zu erarbeiten, die sich speziellen Themen oder Stadtgebieten widmen.
Im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplanes waren unter anderem verschiedene moderne Formen der Straßenverkehrsanlagen wie z.B. Kreisverkehre zu bewerten und konzeptionell zu bearbeiten. In Kooperation mit der DEGAT Planungsgesellschaft mbH, als Planungsgemeinschaft, wurde im Auftrag des Fachbereiches 61 der Stadtverwaltung in den Jahren 2006 und 2007 die Einordnung von Kreisverkehrsplätzen untersucht.
Kreisverkehrsplätze sind eine kostengünstige, verkehrssichere, leistungsfähige, umweltverträgliche und städtebaulich prägende Knotenpunktsform. Sie dienen der Verkehrsberuhigung und der besseren Orientierung im Straßenverkehr, insbesondere für Ortsfremde. Ihr Einsatz bedeutet oftmals eine geringere Flächenversiegelung als bei anderen vergleichbar leistungsfähigen Knotenpunktsformen bei zusätzlichem Attraktivitätsgewinn.
Der Einsatz von Kreisverkehren kann einen wertvollen Beitrag leisten, die Ziele der Weiterentwicklung der Verkehrsnetze in der Stadt Cottbus zu erreichen. Beispielhaft seien hier genannt:
– Erhöhung der Verkehrssicherheit in allen Netzteilen und für alle Verkehrsteilnehmer,
– Einwohnergerechte und stadtverträgliche Gestaltung der Verkehrswege,
– Verstetigung des Verkehrs.
Die Stadt Cottbus beabsichtigte mit der Konzepterarbeitung eine systematische Prüfung, welche plangleichen Knotenpunkte durch Kreisverkehrsplätze aus Sicht der Wirtschaftlichkeit, Umsetzbarkeit, Verkehrssicherheit und -qualität ersetzt werden können. Die Ergebnisse der Konzeption wurden in den Verkehrsentwicklungsplan 2020 integriert.
Vorgehensweise:
In einem ersten Schritt wurde ein Algorithmus für die Auswahl der Kreisverkehre im Dezember 2006 erarbeitet und mit dem Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung abschließend vorgestellt, präzisiert, ergänzt und abgestimmt. Dieser Algorithmus liegt als Anlage dem Konzept bei.
Parallel dazu wurde auf Basis der Graukarte der Stadt Cottbus eine Plangrundlage für die weitere Bearbeitung erstellt. Dazu wurde die Graukarte unter anderem
– mit dem Übersichtsplan der Knotenzählungen,
– dem Übersichtsplan der Tempo30-Zonen,
– den Übersichtsplänen Straßenhauptnetz Cottbus (Straßenkategorien, Bestand und Planung),
– dem Luftbild der Stadt Cottbus sowie
– den Plänen der Verkehrsnetzberechnung 2010 unterlegt.
Anschließend wurden in einem zweiten Schritt die über 1.200 vorhandenen Knotenpunkte im Stadtgebiet im CAD-System als Ausgangsbasis der Untersuchungen grafisch erfasst und in Abhängigkeit von der Straßenkategorie ((Hauptnetz, AI-AIV, BII-BIV, CIII-CIV), (Nebennetz, DIV-DV, EV-EVI)) in folgende Gruppen eingeordnet:
1.) Netzknoten (Hauptnetzstraße an Hauptnetzstraße)
2.) Netzknoten (Hauptnetzstraße mit Nebennetzstraße DIV)
3.) Netzknoten (Nebennetzstraße DIV an Nebennetzstraße DIV)
4.) Netzknoten (Eingemeindungen, nichtklassifiziertes Netz) mit Anbindung an das geplante klassifizierte
Netz
5.) Netzknoten (Hauptnetz, Landkreis)
6.) Netzknoten (nichtklassifiziertes Netz)
7.) Netzknoten (nichtklassifiziertes Netz) mit Anbindung an das klassifizierte Netz
8.) Trennpunkt im Netz ohne Knoten
9.) Grundstücks- und Parkplatzzufahrt bzw. unterbrochene Straßenanbindung oder Privatweg bzw.
öffentlicher Weg
Diese Einteilung wurde gewählt, um den Untersuchungsaufwand zu begrenzen. Die Knoten der Gruppen 1.) bis 3.) wurden in Abstimmung mit dem Auftraggeber demnach komplett, die Knoten der Gruppen 4.) und 7.) zum Teil und die Knoten der Gruppen 5.), 6.), 8.) und 9.) nicht betrachtet. In Abweichung von der o.g. Auswahl wurden jedoch alle 40 Knotenpunkte die Unfallhäufungsstellen der Stadt Cottbus darstellen, in die Untersuchung aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt belief sich die verbliebene Knotenpunktsanzahl auf ca. 230.
Zur Vorbereitung des dritten Arbeitsschrittes wurden die nach oben genannter Auswahl zu untersuchenden Knotenpunkte CAD-technisch mit den für die Nutzung des Algorithmus erforderlichen Daten über Attributsdefinitonen gespeist. Hierzu wurden neben allgemeinen Angaben wie Stadtteil, Knotenpunktsbezeichnung, Zähl-Knoten-Nummer, Anzahl der Knotenpunktsarme und Bemerkungen vorerst die Algorithmus-Kriterien
– Verkehrsbelastung,
– Frequentierung fußläufiger Verkehr,
– Schulwegsicherung,
– Städtebaulicher Konsenz,
– Verkehrsverteilung am Knotenpunkt,
– Verkehrssicherheit (Unfallhäufung),
– Verkehrsregelung (LSA)
eingegeben und ausgewertet.
In nochmaligen Abstimmungen mit dem AG wurden Festlegungen getroffen, die zu einer weiteren Reduzierung der zu untersuchenden Knotenpunkte auf ca. 100 führten. So entfielen aus der weiteren Untersuchung unter anderem alle Knotenpunkte innerhalb des Altstadtringes (Parkleitroute) und fast alle Knotenpunkte, die sich innerhalb von Tempo30-Zonen befinden.Das Ergebnis ist die „Knotenpunktsliste, Ausgangsbasis“. Aus dieser Liste wurden ca. 30 Knotenpunkte entfernt, unter anderem weil ein städtebaulicher Konsens nicht herstellbar ist. Das Ergebnis ist die „Knotenpunktsliste, Auswahlstufe 1“.
Aus dieser Liste wurde im Anschluss bei detaillierter Auswertung entsprechend dem Algorithmus eine Auswahl von 23 Knotenpunkten getroffen.
In einem vierten Schritt wurden die gesammelten Daten, der in der Auswahl verbliebenen Knotenpunkte, tabellarisch zusammengestellt („Knotenpunktsliste, Auswahlstufe 2“).
In einem abschließenden fünften Schritt wurden die geeigneten Knotenpunkte einer näheren Beurteilung unterzogen und in zwei Kategorien eingeteilt.
Die Kategorie I beinhaltet Knotenpunkte, die sich für einen Umbau zum Kreisverkehrsplatz besonders eignen. Besonders geeignete Knotenpunkte erfüllen alle bzw. die wichtigsten Kriterien des Auswahlalgorithmus. Geeignete Knotenpunkte wurden in der Kategorie II zusammengefasst. Bei diesen Knotenpunkten treffen nur einige Auswahlkriterien zu.
Für die Knotenpunkte der Kategorie I wurden Vorschläge für einen Umbau zu einem Kreisverkehrsplatz erarbeitet.
Die erläuterte Vorgehensweise lässt sich zusammenfassen:
– Schritt 1: Erarbeitung des Algorithmus, Schaffung einer Kartengrundlage
(ca. 1.200 Knotenpunkte),
– Schritt 2: Einordnung der Knotenpunkte in Gruppen (Verbleib ca. 230 Knotenpunkte),
– Schritt 3: Datenerfassung Knotenpunkte (Verbleib 72 Knotenpunkte),
– Schritt 4: Detaillierte Auswertung (Verbleib 23 Knotenpunkte),
– Schritt 5: Bewertung der Knotenpunkte.